Schülerinnen und Schüler des Geschichtsprojekts „Kohlengräberland“ der Erich-Fried-Gesamtschule, Vertreter der DGB-Geschichtswerkstatt und des Trägervereins „Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne“ legten am heutigen 9.November am Shoah-Mahnmal (Willi-Pohlmann-Platz) rote Rosen und am Mahnmal für die Opfer des antifaschistischen Widerstands (Bebelstraße) einen Kranz nieder.
Pandemiebedingt beteiligten sich nur kleine Abordnungen der Akteure. Ansonsten wohnen der traditionellen Aktion mehrere Hundert Menschen, vorwiegend Schüler*innen der Herner Schulen bei. Für den Herner DGB sprach Norbert Arndt der Schülerabordnung unter Leitung ihres betreuenden Lehrers Ulrich Kind seine Lob und seine Anerkennung für ihr wichtiges Engagement aus. Eigentlich sollte die Veranstaltung in diesem Jahr ausfallen, die „Kohlengräber*innen“ bestanden aber auf eine wenigstens symbolische Geste an diesem geschichtsträchtigen Tag.
Aktuelle Berichte in den lokalen Medien über die geplante Neugestaltung des ehemaligen Hafthauses am Bergelmanns Hof in der Innenstadt haben zu einigen Irritationen über die weitere Entwicklung unserer Initiative zur Errichtung einer Mahn- und Gedenkstätte geführt. Diese Verunsicherungen sind vermutlich in der Verwechslung des Hafthauses mit dem ehemaligen Polizeigefängnis begründet. Während Letzteres als Innentrakt des Polizeiamtsgebäudes von außen nicht eingesehen werden kann, bildet das ehemalige Hafthaus hinter dem Amtsgericht einen besonderen Blickpunkt in der Herner City. Vom Marktplatz aus können die vergitterten Fenster des früheren Justizgefängnissesgesehen werden. Die geplante Reaktivierung dieser seit Jahren ungenutzten Immobilie als Beitrag zur Förderung der Stadtentwicklung beeinträchtigt unser Vorhaben in keiner Weise. Sobald mit dem landeseigenen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) eine Einigung erzielt werden kann – dazu dient auch unsere Petition an den Landtag NRW -, soll zunächst eine temporäre Ausstellung über Verfolgung und Widerstand in Herne während der NS-Zeit in einem Zellentrakt des Polizeige-fängnisses durchgeführt werden. Die dauerhafte Errichtung einer Mahn- und Gedenkstätte als Erinnerungs- und Lernort auch nach dem geplanten Auszug der Polizei in etwa zwei Jahren steht weiterhin mit einer breiten Unterstützung in der Stadt auf der Agenda. So teilten die Leitungsebene des Polizeipräsidiums Bochum und der Verwaltungsvorstand der Stadt Herne noch vor einigen Wochen mit, dass beide Seiten daran arbeiten, „im alten Polizeigewahrsam in Herne-Mitte eine Gedenkstätte einzurichten, in der an die während des Nationalsozialis-mus dort verübten Gräueltaten erinnert werden soll“.Die Geschichte des alten Hafthauses soll aber keineswegs in Vergessenheit geraten, zu denauch hier in der NS-Zeit begangenem Unrecht bedarf es aber noch intensiver historischer Recherchen. Wichtig ist jetzt, dass vor dem Umbau dieses Gebäudes interessante Exponategesichert werden, bevor sie unwiederbringlich verloren sind.
Am Donnerstag, den 20. August 2020 führt das Bündnis Herne ab 18:00 Uhr in unmittelbarer Nähe des Herner Polizeigefängnisses auf dem Friedrich-Ebert-Platz eine Veranstaltung durch. Der Anlass: An diesem Tag jährt sich die erste Veranstaltung, die das Bündnis Herne gegen rechtsradikale „Spaziergänge“ inmitten der Stadt angestoßen hat. Da für den Förderkreis das Erinnern an die Nazi-Verbrechen zugleich ein aktiver politischer Prozess gegen aktuelle Formen rassistischer, menschenfeindlicher und völkisch-nationalistischer Politik ist, beteiligten wir uns an den Protesten des Bündnis Herne gegen den rechten Aufmarsch in unserer Stadt. Es ist beeindruckend, wie kreativ, ausdauernd und breit angelegt diese Initiative in Herne gegen neonazistische Umtriebe gestaltet wurde und weiterhin wird. Da die Teilnahme an diesen Aktionen die vielleicht wichtigste Unterstützung ist, wird der Förderkreis auch bei der Veranstaltung am 20. August dabei sein, natürlich unter Beachtung der AHA-Regeln in der Corona-Pandemie. Näheres dazu unter dem folgenden Link: https://www.buendnis-herne.de/veranstaltungen
Michelle Müntefering, direkt gewählte Bundestagsabgeordnete im Wahlkreis Herne und Staatsministerin im Auswärtigen Amt hat sich, wie sie in einem Schreiben an den Vorsitzenden des Förderkreises mitteilte, sehr über die Fertigstellung unserer Website gefreut. Sie bedankte sich insbesondere dafür, dass der 8.Mai, der Tag der Befreiung als Veröffentlichungsdatum gewählt wurde. Sie sieht darin ein tiefes Bewusstsein für die Aufarbeitung unserer Geschichte und eine Ernsthaftigkeit für das Aufrechterhalten des Erinnerns in Herne. „Gerade in Zeiten, in denen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Diskriminierung in unserer Gesellschaft verstärkt auftreten, sind Projekte wie die Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne gar nicht zu überschätzen“, betonte Michelle Müntefering. Sie verwies dabei auf diese Aussage des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier vom 8. Mai: „Es gibt kein Ende des Erinnerns. Es gibt keine Erlösung von unserer Geschichte. Denn ohne Erinnerung verlieren wir unsere Zukunft.“ Die Arbeit des Förderkreises, so führte sie weiter aus, „gibt uns einen Ort direkt bei uns in der Nachbarschaft, an dem wir Geschichte nachvollziehen und die Erinnerung in die Zukunft tragen können und führt uns vor Augen, dass die unfassbaren Verbrechen in unmittelbarer Nachbarschaft stattfanden.“ Michelle Müntefering wünschte abschließend weiterhin viel Erfolg bei der Umsetzung des Projekts und unterstrich ihr Interesse an dem weiteren Austausch dazu.
Die Leitungsebene des Polizeipräsidiums Bochum und der Verwaltungsvorstand der Stadt Herne besprachen am 12. Mai den aktuellen Stand unserer Initiative zur Errichtung einer Mahn- und Gedenkstätte im ehemaligen Herner Polizeigefängnis.
In der Pressemitteilung der Stadt Herne zu dem Treffen heißt es:
„Stadt und Polizei arbeiten weiter daran, im alten Polizeigewahrsam in Herne-Mitte eine Gedenkstätte einzurichten, in der an die während des Nationalsozialismus dort verübten Gräueltaten erinnert werden soll. Eine Herner Initiative hatte die Geschichte des Orts aufgearbeitet und eine Ausstellung konzipiert, die Besuchergruppen nach Anmeldung zugänglich gemacht werden soll. „Der Polizei ist dieser Erinnerungsort ein wichtiges Anliegen“, betonte Polizeipräsident Jörg Lukat.“
Die Homepage des Fördervereins wird veröffentlicht
Am Tag der Befreiung, dem 08. Mai, wurde die Website des Förderkreises online gestellt. Im Rahmen der „Glänzenden Aktionstage“ stellte der Vorsitzende des Förderkreises Rolf Dymel in einem Livestream des Bündnisses Herne und des LWL-Museums für Archäologie am 09. Mai unsere Website vor.
Das Programm bestand darüber hinaus aus zahlreichen weiteren Beiträgen Kulturschaffender. Neben Künstlern wie dem Musiker Edy Edwards haben sich auch die DGB-Geschichtswerkstatt und der Historiker Ralf Piorr, der auch im Förderverein aktiv ist, beteiligt.
Der Förderkreis musste leider wegen der aktuellen Gefährdungslage aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus (COVID-19) mehrere Veranstaltungen verschieben.
Es waren folgende Vorträge geplant:
Dr. Daniel Schmidt, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen, über die Polizei im Ruhrgebiet in der Endphase der Weimarer Republik und nach der Machtübertragung an die NSDAP,
Dr. Stefan Klemp, Historiker, über die Beteiligung der Polizeibataillone am Massenmord im Osten,
Dr. Markus Günnewig, Leiter der Steinwache Dortmund, über die Verbrechen in der Endphase des NS-Regimes im Ruhrgebiet.
Zurzeit ist es noch nicht möglich, neue Termine für diese interessanten Vorträge festzulegen.
Bereits im vergangenen November sollte eine temporäre historische Ausstellung im zweiten Obergeschoss des Polizeigefängnisses Herne durchgeführt werden. Der weitgehend im ursprünglichen Zustand erhaltene Zellentrakt sollte als authentischer Erinnerungsort erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In Absprache mit der Polizeiinspektion waren bereits einige Vorarbeiten durchgeführt worden. Weitere Arbeitsschritte mussten dann aber zunächst eingestellt werden, weil der Gebäudeeigentümer, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW Einwände gegen das Projekt vorgebracht hatte.
Um mehr Druck in der Sache „Ausstellung im Polizeigefängnis“ zu machen, hat Rolf Dymel als Vorsitzender des Förderkreises Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne e. V. am 04. März 2020 eine Petition an den Landtag NRW gerichtet. Der Vorstand des Förderkreises hofft, dass damit der BLB NRW als Landesbehörde dazu gebracht wird, sich etwas kooperativer zu verhalten.
Unser Förderverein beteiligt sich an den Protesten des Bündnis Herne gegen den rechten Aufmarsch in Herne.
Rolf Dymel war, in seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereins Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne, am Donnerstag, den 6. Februar als Redner beim Bündnis Herne eingeladen. Dabei berichtete er davon, wie das Herner Polizeigefängnis unter den Nationalsozialisten ab 1933 zu einem Ort des Terrors wurde. Außerdem wies er auf die zahlreichen Mitläufer hin, die die Verbrechen der Nationalsozialisten erst ermöglicht haben.
Am 13.11.2019 veranstaltete der Förderverein Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne e. V. einen Informations- und Vortragsabend. Zunächst berichteten Rolf Dymel und Norbert Arndt über den Sachstand der Initiative.
Steigende Mitgliederzahlen und Fördergelder
Unsere Initiative erfährt ihre wichtigste Unterstützung durch die Menschen, die sich ihr anschließen. Unter der wachsenden Zahl der Mitglieder sind unter anderem die Tochter des in diesem Gefängnis 1936 inhaftierten ehemaligen Oberbürgermeisters Robert Brauner. Das jüngste Mitglied ist die Urenkelin des ebenfalls von den Nazis verfolgten Herner Sozialdemokraten Karl Wolmeyer.
Von großer Bedeutung für unsere Initiative ist auch die Förderung aus öffentlichen Mitteln. Die Bezirksregierung Arnsberg hat bereits unseren Antrag auf eine Zuwendung als Heimat-Scheck in Höhe von 2.000,00 € aus dem Landesförderprogramm „Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen bewilligt. Ein weiterer Förderantrag liegt bei der NRW-Stiftung vor.
Ausstellung muss verschoben werden
Die geplante temporäre Ausstellung im zweiten Obergeschoss des Polizeigefängnisses sollte bereits im vergangenen November eröffnet werden, eine ansprechende Konzeption war vom Historiker Ralf Piorr entwickelt worden, auch erforderliche Vorarbeiten wurden bereits geleistet. Eine technische Anfrage hinsichtlich der Stromversorgung führte dazu, dass die Polizei eine grundsätzliche Anfrage an den Gebäudeeigentümer, den Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW richtete. Dieser machte dann Sicherheitsbedenken bezüglich der Verkehrssicherung und des Brandschutzes geltend. Für die öffentliche Zugänglichkeit müssten seitens des BLB NRW höhere Investitionen getätigt werden, die entsprechend der mit dem geplanten Umzug der Polizei ab 2022 verfolgten „Desinvestitionsstrategie für das Gebäude“ wegen der wirtschaftlichen Ausrichtung dieses Landesunternehmens nicht erfolgen könnten.
Eine Klärung in dieser Angelegenheit muss daher unter Einbeziehung des Bochumer Polizeipräsidenten und des Oberbürgermeisters der Stadt Herne noch herbeigeführt werden. Daher werden die Vorsitzenden des Förderkreises einen Brief an den Bochumer Polizeipräsidenten, Herrn Lukat schreiben.
Vortragsveranstaltungen
Vortragsveranstaltungen mit den folgenden Referenten sind derzeit in Planung: Dr. Daniel Schmidt, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen und Dr. Stefan Klemp, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache Dortmund.
Die Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben
Über den bisherigen Forschungsstand zum Polizeigefangnis berichteten Ralf Piorr und Flemming Menges. Gegen den „Geist der neuen, demokratischen Polizei“ wie er im 1929 errichteten Herner Polizeiamt seinen Ausdruck fand wurde anhand einiger Fallbeispiele die Entwicklung der Herner Polizei zum Terrorinstrument der Nationalsozialisten nachvollzogen.
Im Infobrief unserer Initiative vom Dezember 2019 können sie Weiteres lesen.