Das Herner Polizeiamt

Das Polizeiamt in Herne wurde am 31. Mai 1929 eingeweiht. Im Geist der Weimarer Republik sollte bereits in der Architektur des Hauses das neue demokratische Leitbild des Polizisten als „Freund und Helfer“ etabliert werden. So ist der Haupteingang an der schmalen Seite durch einen Treppenvorbau mit Balkon betont, auf dem in Muschelkalk ausgeführte Figuren die vier Tugenden symbolisieren: Macht (Schwert), Weisheit (Eule), Gerechtigkeit (Waage) und Gesetz (Buch).

Das Treppenhaus ist durch mattglasierte, grüne Keramikplatten verziert, die Symbole und Szenen des modernen Großstadtlebens wiedergeben: einen Verkehrspolizisten, das BGB, Autos, aber auch Wasser und Brot und ein stilisiertes Gefängnisgitter. Insgesamt umfasst das viergeschossige Gebäude 365 nutzbare Räume inklusive eines Gefängnisflügels, der auf jeder Ebene Haftzellen hat. Untergebracht waren aber auch das Einwohnermeldeamt und Räume für die moderne forensische Kriminaltechnik wie das photographische Atelier und der Raum für Daktyloskopie (Fingerabdruckverfahren).

1929 gehörten zum Polizeiamtsbezirk Herne die Stadt Herne und das frühere Amt Sodingen, der Stadtkreis Wanne-Eickel und die Stadtgemeinde Castrop-Rauxel – insgesamt 244.400 Einwohner. Das Polizeiamt Herne wiederum war dem Polizei-Präsidium Bochum zugeordnet.

Ab November 1933 bezog die NSDAP-Kreisleitung Räume im Polizeipräsidium, im bombensicheren Keller des Gebäudes war während des Zweiten Weltkrieges eine „Befehlsstelle“ untergebracht.

Viele Räume des Dienstgebäudes haben im Lauf der Jahrzehnte eine Nutzungsänderung erfahren, was auch bauliche Spuren hinterlassen hat. Der als museales Kernstück des zukünftigen Erinnerungsortes geplante Zellentrakt im 2. OG befindet sich dagegen weitgehend noch im Originalzustand.