Die Herner Polizei im Nationalsozialismus

Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde, ahnte niemand, dass nur wenige Wochen später die Polizei zu einem Terrorinstrument der Nationalsozialisten werden sollte. Auch die Nationalsozialisten waren sich der Loyalität der Polizei nicht sicher, hatte diese in den Jahren zuvor doch auch gegen sie durchgegriffen. Daher rekrutierten die Nationalsozialisten Hilfspolizisten aus der SA, SS und dem Stahlhelms. Diese wurden in sorgfältiger Inszenierung am 13. März auf dem Westfalia-Sportplatz verpflichtet.

Die Hilfspolizei wurde bald wieder aufgelöst. Nur wenige republikanische Polizisten wurden entlassen. Denn die Polizei erwies sich den neuen Machthabern gegenüber loyal – auch in Herne. Als am Morgen des 06. März 1933 bewaffnete Mitglieder der NSDAP und SA die Hakenkreuzfahne auf dem Herner Rathausturm hissten, leistete die Polizei der Anordnung des Oberbürgermeister Täger, die Fahne wieder einzuholen, keine Folge. Am Mittag desselben Tages wehte die Hakenkreuzfahne auch auf dem Polizeiamt Herne.

In den folgenden Jahren wurde das Polizeiamt zu einem Ort der legitimierten Willkür und der brutalen Machtausübung. Die Polizei setzte die Repressionen gegen Oppositionelle durch und diente als verlängerter Arm der Gestapo. Zahlreiche Sozialdemokraten, Kommunisten, Kirchenvertreter und Zeugen Jehovas wurden in Herne inhaftiert.

Bevor viele Herner Bürger in die berüchtigte Steinwache in Dortmund oder in Straf- und Konzentrationslager deportiert wurden, saßen sie im Herner Polizeigefängnis ein. Die Polizei war involviert in die operative Umsetzung des Völkermordes an Juden, Sinti und Roma. Sie war verantwortlich für Ausgrenzung, Verfolgung und Deportation derjenigen, die nicht zur nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ zählten. Während des Krieges beteiligte sich die Polizei aktiv am Völkermord. Auch Herner Polizisten kamen beim Vernichtungskrieg im Osten zum Einsatz. Unter anderem im Polizeibataillon 301, dass mehrere tausend Exekutionen durchführte.

In den letzten Kriegsjahren wurden zahlreiche russische Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und flüchtige Ostarbeiterinnen im Polizeigefängnis inhaftiert. Viele starben unter ungeklärten Umständen.