Widerstand und Verfolgung

Nur wenige Wochen nach dem 30. Januar 1933 wurde die Polizei zu einem Terrorinstrument der Nationalsozialisten. Durch Notverordnungen wurden verfassungsmäßige Rechte außer Kraft gesetzt, die Polizei politisch gesäubert und Hilfspolizisten aus den Reihen von SA, SS oder des Stahlhelms rekrutiert. Das Polizeiamt wurde fortan zu einem Ort der brutalen Machtausübung. Täglich kam es zu neuen Festnahmen. Im Fokus der ersten Repressionswelle standen die Arbeiterparteien und ihre Vertreter. Die KPD-Stadtverordneten Otto Kuhn und Viktor Reuter wurden in Schutzhaft genommen, bekannte SPD-Funktionäre wie Karl Hölkeskamp und die Reichstagsabgeordnete Berta Schulz öffentlich drangsaliert. Im Mai 1933 waren die Gefängniszellen im Gebäude überfüllt.

Ab 1934 wurde die Beobachtung und Bekämpfung der politischen Gegner von der neu geschaffenen Geheimen Staatspolizei gelenkt, die ihren Sitz in Bochum hatte. In den Polizeirevieren blieben die Schutzmänner aber als Informanten und Helfer unentbehrlich und dienten als verlängerter Arm des Gewaltapparates. Die Bedrohung blieb greifbar, wie sich Leo Schnur erinnerte, der damals als Kind einer jüdischen Familie in Herne lebte: „Neben dem Rathausplatz war das Polizeigebäude und wenn wir daran vorbeigegangen sind, hatten wir immer Angst. Man fühlte, dass man nicht sicher war.“

Die Verfolgungsmaßnahmen richteten sich gegen alle „Feinde der Volksgemeinschaft“: Widerständler aus der Arbeiterbewegung, Oppositionelle aus den christlichen Kirchen, die Zeugen Jehovas, Juden und Sinti und Roma. Etliche der Betroffenen saßen im Polizeigefängnis bevor sie in die berüchtigte Steinwache in Dortmund oder in verschiedene Straf- und Konzentrationslager deportiert wurden. In den letzten Kriegsjahren wurden zahlreiche russische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene im Polizeigefängnis inhaftiert. Viele starben dort unter bisher noch ungeklärten Umständen.