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Theateraufführung „Treppe ins Ungewisse“

Vergessene Opfer – das galt für die Opfer von Zwangssterilisation und Euthanasie jahrzehntelang in der Nachkriegsgeschichte. Und nach wie vor ist es ein schwieriges Thema, an das sich das theater odos aus Münster mit dem Theaterstück „Treppe ins Ungewisse“ gewagt hat. Die Aufführung am Dienstag (30.1.2024) im Herner Ludwig-Steil-Forum, veranstaltet vom Förderkreis Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne, war überraschend gut besucht.

So heißt es in einer Mitteilung: „Die Zuschauer erlebten einen Theaterabend, der aufrüttelt, nachwirkt, mahnt. Eine Stunde lang boten die Künstler zum Leben erweckte Zeitgeschichte, schockierten, berührten durch die Gedanken und Zeugenberichte. Das Stück des Autors und Regisseurs Heiko Ostendorf verdeutlicht, wie wichtig es auch heute ist, aufmerksam und achtsam zu sein, auch im Sprachgebrauch. Die Teilnehmenden der Veranstaltung zollten große Anerkennung, dass und wie dieses Thema für die Bühne umgesetzt wurde.“Dass die Opfer aus Herne möglichst spurlos verschwinden sollten, an weit verstreuten Orten im Deutschen Reich, stellten die Förderkreismitglieder Udo Jakat und Eberhard Bluhm in der anschließenden Gesprächsrunde dar. 161 Herner Opfer der Euthanasie, Orte und Zeitpunkt ihrer Ermordung wurden auf Plakaten dargestellt, in einigen Fällen mit weiteren Informationen zu ihren Schicksalen. Die Forschungsarbeit in Archiven war oft eine mühsame Puzzlearbeit. „Viele Unterlagen sind leider vernichtet worden. Es gilt, die Würde der am Ende nurmehr mit Nummern gezeichneten, vorsätzlich entpersönlichten, vergasten und verbrannten Menschen wiederherzustellen. Dazu gehört zuallererst die öffentliche Nennung ihrer Namen“, sagte Udo Jakat.Gegen das Vergessen – das ist ein höchst aktuelles Thema gegen Verharmlosungen der Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland, das aktuell viele Menschen bewegt und auf die Straße bringe. „Die AfD hat schon vor 6 Jahren im Bundestag eine Anfrage nach der Zahl behinderter Menschen in Deutschland gestellt, dabei aber bösartig einen abwegigen Zusammenhang von behinderten Kindern und Migranten und Migrantinnen unterstellt“ – so benannte der Förderkreis-Vorsitzende Rolf Dymel in der Eröffnung der Veranstaltung aktuelle Bezüge. Es gelte, das Fundament dafür zu stärken, dem erstarkenden Rechtsextremismus in der Gesellschaft zu begegnen. Das Theaterstück und die Informationen über Herner Opfer der Euthanasie waren dazu ein überzeugender Beitrag.

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